Kreatin ist unter Kraftsportlern nicht nur eines der beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel, sondern zeichnet sich ebenfalls dadurch aus, dass es aus sportwissenschaftlicher Sicht im Rahmen zahlreicher Studien eingehend auf seine Wirkungsweise durchleuchtet wurde. Trotz der Aufklärung, die unter anderem durch die genannten wissenschaftlichen Studien vorangetrieben wurde, existieren noch immer unzählige Mythen über Kreatin, deren Wahrheitsgehalt gen null tendiert. Damit du dich im Zuge des Kreatinkonsums nicht der Ungewissheit hingegen musst, beschäftigen wir uns im folgenden Artikel mit 6 Kreatin-Mythen, die sich primär auf etwaige Nebenwirkungen beziehen, und überprüfen diese auf ihren Wahrheitsgehalt.
Mythos 1 – Kreatin führt zu Nieren- und Leberschäden
Der wohl hartnäckigste Kreatin-Mythos ist, dass der dauerhafte Konsum der Substanz zu Nieren- oder Leberschäden führt. Ursächlich für diese Annahme, die vor allem in den Boulvardmedien gerne vertreten wird, ist beispielsweise die Praxis, die Kreatinkonzentration im Blut als Indikator für Nierenprobleme heranzuziehen. Wenn du nun also Kreatin supplementierst und aus irgendeinem Grund Nierenprobleme auftreten, liegt für den Arzt dementsprechend der Schluss nahe, dass diese Problematik mit deinem Kreatinkonsum zusammenhängt. Nicht zuletzt um diesen Sachverhalt zu klären, führten zahlreiche Universitäten in der Vergangenheit Studien durch, die eindeutig belegten, dass die Kreatinaufnahme keinen Einfluss auf das Entstehen von Nierensteinen oder sonstigen Nierenproblemen hat. Gleiches gilt im Übrigen für das Auftreten von Leberversagen. Vielmehr ist es so, dass zumeist andere Faktoren wie eine genetische Vorbelastung, schwerwiegenden Erkrankungen oder schlichtweg eine dauerhaft zu niedrige Flüssigkeitszufuhr das Entstehen von Leber- und Nierenschäden begünstigen.
Mythos 2 – Kreatin kann Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen
Um gleich eines vorweg zu sagen: Die Nutzung von Kreatin ist bei vollkommen gesunden Menschen sicher und verursacht keinerlei Organschäden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Kreatineinnahme keinerlei Nebenwirkungen hat, denn bei einigen Menschen kann es durchaus zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Nachgewiesenermaßen treten derlei Beschwerden nur bei rund 5-7 Prozent der Kreatinkonsumenten auf, und zwar hauptsächlich dann, wenn eine extrem hohe Dosis Kreatin auf einmal zugeführt wird. Mögliche Symptome sind leichte Übelkeit, Blähungen und Durchfall. Falls du zu diesen 5-7 Prozent gehören solltest, bedeutet dies allerdings nicht, dass du auf die Vorteile, die die Kreatineinnahme dir bietet, verzichten musst. Um die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden, haben sich die Hersteller der Entwicklung alternativer Produkte verschrieben, die beispielsweise bedingt durch ihre Darreichungsform in einer Kapsel deutlich besser dosiert werden können und somit den Magen-Darm-Trakt schonen.
Mythos 3 – Kreatin provoziert Muskelkrämpfe und Dehydrierung
Ein weiterer von Skeptikern immer wieder gerne ins Feld geführter Mythos ist die Dehydration durch die Kreatineinnahme und die damit in Verbindung stehende Entstehung von Muskelkrämpfen. Faktisch gibt es trotz zahlreicher Untersuchungen der Thematik jedoch kein Indiz dafür, dass es infolge der Kreatineinnahme zu den genannten negativen Effekten kommt. Vielmehr verhält es sich so, dass das aufgenommene Kreatin deinem Körper dabei hilft, deinen Hydrationsstatus länger aufrechtzuerhalten, da jedes Gramm Kreatin einige Milliliter Wasser an sich bindet. Überraschenderweise belegt eine groß angelegte Studie der San Diego State University, dass die Einnahme von Kreatin im Rahmen heißer Witterungsbedingungen deinen Körper sogar dabei unterstützt, die Körperkerntemperatur auch unter Belastung nicht zu stark ansteigen zu lassen.
Mythos 4 – Kreatin begünstigt die Entstehung des Kompartmentsyndroms
Im Grunde genommen beschreibt das Kompartmentsyndrom die abnehmende Durchblutung eines Gewebes infolge eines erhöhten Gewebedrucks, was beispielsweise durch Wassereinlagerungen der Fall ist. Da Kreatin Wasser einlagert, ist diese Annahme also nicht gänzlich von der Hand zu weisen, was bedeutet, dass dieser Mythos nicht jeder Grundlage entbehrt. Tatsächlich kann es durch die vermehrte Wassereinlagerung in der Muskulatur und die damit verbundene Ausdehnung der Gewebestrukturen unter Umständen dazu kommen, dass die Durchblutung des Gewebes eingeschränkt wird. In der Realität ist dieses Risiko jedoch wesentlich geringer als es von vielen Mahnern an die Wand gemalt wird, denn das Kompartmentsyndrom tritt in der Regel nur nach Verletzungen auf, im Rahmen derer sich im geschädigten Gewebe Wasser ansammelt und somit den Innendruck im Gewebe erhöht. Sportmedizinische Studien mit Bodybuildern legten nahe, dass der Kreatinkonsum nur dann das Entstehen des Kompartmentsyndroms fördern kann, wenn es zu einem exzessiven Konsum kommt. Daraus resultierend solltest du dich bei der Kreatin-Supplementierung an die gegebenen Einnahmeempfehlungen halten und nicht nach dem Motto "viel hilft viel" verfahren.
Mythos 5 – Kreatin verursacht Rhabdomyolyse
Unter Rhabdomyolyse versteht man gemeinhin die Auflösung quer gestreifter Muskelfasern der Herz- oder Skelettmuskulatur infolge von Verletzungen, Muskelentzündungen, Stoffwechselstörungen oder exzessives Training. Aufgekommen ist der Mythos im Nachgang eines in der New York Times veröffentlichten Artikels, der das Auftreten des Phänomens bei Highschool Footballspielern behandelte. Der Grund für die Annahme, dass die Einnahme von Kreatin der Auslöser sei, fußt darauf, dass im Zuge der Rhabdomyolyse erhöhte Kreatinkinase-Werte festzustellen sind. In der Praxis sprechen die Ergebnisse unzähliger Studien jedoch eine andere Sprache und attestieren der Einnahme von Kreatin keine direkten signifikanten Nebenwirkungen, die für einen gesunden Organismus gefährlich sind.
Mythos 6 – Kreatin führt zu Gewichtszunahme
Da jedes Gramm Kreatin, das sich im Gewebe befindet, mehrere Milliliter Wasser an sich bindet, kommt es selbstredend zu einer Gewichtszunahme, sodass dieser Mythos tatsächlich der Wahrheit entspricht. Wie bereits angesprochen handelt es sich bei der Gewichtszunahme, die in Abhängigkeit zur persönlichen Dosierung zwischen 0,8 und 2,8 Prozent des Körpergewichts beträgt, im Detail lediglich um Wasser und nicht um Körperfett. Studien belegen zudem, dass das in Form von Wasser zugelegte Gewicht nach der Absetzung des Kreatins wieder vollständig zu seinem Ausgangswert zurückkehrt.