Große Muskeln gelten immer noch als ein Symbol von Stärke und Attraktivität. Da aber nicht jeder Athlet und Freizeitsportler die Geduld und Disziplin hat, durch hartes Training einen nachhaltigen Muskelaufbau zu erzielen, wird hier oft mit erlaubten oder unerlaubten Mitteln nachgeholfen. Anabole Steroide heißt das Zauberwort, das die Muskeln schnell wachsen lässt. Dieses inzwischen verbotene Dopingmittel bringt aber nur auf dem ersten Blick einen kurzfristigen Erfolg. Die unbequemen Folgen und Nebenwirkungen sind bald zu spüren!
Was sind anabole Steroide?
Anabole Steroide sind unter Sportlern auch als Anabolika bekannt. Diese Präparate werden aus synthetischen Substanzen hergestellt, deren chemische Struktur dem männlichen Sexualhormon Testosteron ähnelt. Die tägliche Testosteronmenge, die im Hodengewebe produziert wird, beträgt rund 5 bis 10 mg. 1935 gelang es dem Schweizer Mediziner Ernst Laqueur das von ihm benannte Testosteron aus einem Stierhoden zu isolieren. Anabole Steroide wurden ursprünglich dazu verwendet, entkräftete und unterernährte Soldaten im 2. Weltkrieg eine bessere Rekonvaleszenz zu ermöglichen.
Androgene und anabole Wirkung
Das Hormon Testosteron hat eine androgene und anabole Wirkung auf den menschlichen Organismus. Eine androgene Wirkung hat Einfluss auf die männlichen Sexualorgane. Sie sorgen für die Entstehung der Spermien und sind für bestimmte männliche Geschlechtsmerkmale wie Bartwuchs oder eine tiefe Stimme verantwortlich. Der Begriff anabol bezieht sich auf die Stoffwechsel fördernde und muskelaufbauende Wirkung im Körper. Eine anabole Wirkung im Körper begünstigt den Eiweißaufbau in der Skelettmuskulatur und vermindert den Körperfettanteil.
Einsatz in Therapien
Anabole Steroide wurden besonders aus medizinischen Gründen für langfristige Therapien und Behandlungen eingesetzt, damit Erkrankungen wie Muskelschwund, Wachstumsstörungen oder Kinderlähmung besser behandelt werden konnten. Testosteron und Methyltestosteron werden bei einer Insuffizienz der Hoden verwendet, die zu einer endokrinen Impotenz führen kann. Auch bei Beschwerden während des männlichen Klimakteriums eignen sich anabole Präparate. Eine medikamentöse Behandlung mit anabolen Steroiden ist aus medizinischer Sicht auch bei Störungen der Spermatogene oder bei einer Osteoporose notwendig.
Wirkung beim Sport
Durch die Einnahme von anabolen Steroiden wird der Aufbau von Eiweiß in der Muskulatur gesteigert. Dieser Effekt tritt besonders bei gleichzeitigem intensiven Muskeltraining ein. Außerdem können anabole Steroide die Regenerationsfähigkeit der Muskulatur erhöhen. Der Sportler kann somit häufiger und mit geringeren Pausen trainieren. Ferner bewirkt die Einnahme von anabolen Steroiden eine Zunahme des Kraftpotenzials immer dann, wenn ein Mangel an körpereigenem Testosteron besteht. Durch die externe Einnahme der anabolen Steroide nimmt die Produktion des Testosterons jedoch deutlich ab. Werden anabole Steroide abgesetzt, kann es zu einer drastischen Minderung der körperlichen Leistungsfähigkeit kommen.
Gefahren und Nebenwirkungen
Eine langfristige Einnahme von anabolen Stereoiden kann zu einer psychischen und physischen Abhängigkeit führen, die auch starke körperliche Entzugssymptome hervorrufen kann. Unberechenbare Stimmungsschwankungen, aggressives Verhalten und immer wieder auftretende Depressionen sind nur einige ernst zu nehmende Gefahren, die als Nebenwirkungen auftreten können. Ernsthafte langfristige Nebenwirkungen können eine Schilddrüsenüberfunktion, Hautverunreinigungen, ein Rückgang der Kopfbehaarung, eine Brustvergrößerung bei Männern, Veränderungen des Skelett- und Bewegungsapparates, Wasseransammlungen im Gewebe, nachhaltige Veränderungen des Blutbildes sowie auftretender Bluthochdruck hervorrufen. Auch wird bei Einnahme von anabolen Steroiden das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko wesentlich erhöht. Schwere Schädigungen der Leber, die insbesondere zu Gelbsucht und Tumoren führen können, sind oft die Gefahren dieser Substanzen. Auch führt die Einnahme von anabolen Steroiden bei Männern zu einer gestörten Spermienproduktion, die zu Schrumpfhoden und schließlich sogar zu einer Unfruchtbarkeit führen kann. Auch die Reduktion und gänzliche Einstellung der Spermienproduktion sind Gefahren, die bei der Einnahme von anabolen Steroiden unterschätzt werden. Anabole Steroide könne auch bei Frauen erhebliche Nebenwirkungen hervorrufen. Ein gestörter Menstruationszyklus oder eine Vergrößerung der Klitoris sind ungewünschte Folgeerscheinungen, die durch die Anwendung von Anabolika entstehen können.
Die Gesundheit sollte an erster Stelle stehen
Anabole Steroide können als Tabletten eingenommen oder gespritzt werden. Bekannte Anabolikapräparate sind Dianabol, Stanozolol und Nandrolon. Diese Substanzen können noch rund 14 Tage nach Einnahme im Urin des Sportlers nachgewiesen werden. Weitere bekannte Präparate sind Oral-Turinabol, Trenbolon, Metandienon, und Metenolon. Seit dem Jahre 1998 werden sogenannte Prohormone aus Testosteron als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Die Einnahme dieser sogenannten "Vorhormone" ist im professionellen Sport ebenfalls verboten. Anabolen Steroide können aus medizinischer Sicht erhebliche gesundheitliche Risiken hervorrufen, deshalb wird von der Anwendung dieser Präparate dringend abgeraten. Auch Steroide, die weniger Nebenwirkungen aufweisen, können die Gesundheit langfristig belasten und sollten deshalb vermieden werden. Besonders Frauen und Jugendliche sollten anabole Steroide unbedingt meiden. Was nützt der schönste Body, wenn die Leber versagt? Mit der Einnahme von anabolen Steroiden startet man einen Teufelskreis, aus dem es oft kein Entrinnen mehr gibt. Zwar kann man kurzfristige Erfolge bei Muskelaufbau und Kraftzuwachs erzielen, aber beim notwendigen Absetzen dieser Substanzen fällt man wieder in ein ungewolltes Leistungstief und der schöne Body ist dahin. Ist es das wirklich wert?